22 Sep Jason Bartsch & Band – Die Zeit der sachlichen Distanz ist vorbei
Live im zakk
Jason Bartsch darf endlich wieder auf Tour gehen. Mit seiner Band und seiner wilden Vorliebe für absurde Geschichten und ernsthafte Ansprachen.
Neben Fahrrädern, Hunden und Katzen geht es auch um die verlorene und gewonnene Zeit – mit neuen Liedern über Besuche bei der Oma, neoliberale Heilige und die europäische Grenzpolitik. Klingt, als wäre er nie weg gewesen. Und doch bräuchte man eigentlich Jahrzehnte, um zu verarbeiten, was in den letzten zwei Jahren passiert ist. Jason Bartsch gibt euch 90 Minuten: Ohne sachliche Distanz.
Der 1994 in Solingen geborene Wahlbochumer vereint dabei einiges: Eine klare politische Haltung, unkonventionellen Humor und eine literarische Tiefe, alles mit dem Ziel, die bestehenden Grenzlinien zwischen Popmusik, Unterhaltung und politischem Engagement aufzubrechen. In Zeiten der digitalen Entfremdung, zunehmender politischer Spannungen und totaler Intertextualität versucht Jason Bartsch all das in einer Person zu kombinieren: Er ist Popkultur, Comedy, Indierock und Aktivist, manchmal unbequem, manchmal grandios bescheuert, immer mit Rückgrat – aber ganz bestimmt nicht der vorhersehbare Musikact, der über Sehnsucht in Selbstmitleid verfällt. Bartschs Karriere begann in der Literatur. Der mehrfach zum Treffen Junger Autoren eingeladene und mit dem Nachwuchsförderpreis des Landes NRW ausgezeichnete Lyriker ist außerdem mehrfach Finalist deutschsprachiger Poetry Slam-Meisterschaften. Auch hier schon zeigte sich das politische Engagement, das ihn schon zu seinen Schulzeiten umtrieb. Von der Gewerkschaft verdi prämiert, skizzierte er damals den Weg eines Solinger NSDAP-Funktionärs nach, heute steht er aktiv und immer wieder dezidiert für die Bekämpfung des strukturell geleugneten Antisemitismus und des internalisierten Rechtsextremismus auf. Online, wie auf der Straße und auf den Bühnen der Demonstrationen unterstützt er die Fridays For Future-Bewegung und macht auch in seinen Songs auf die wirklich wichtigen politischen Themen der Gesellschaft aufmerksam. Dass Nazis schlecht sind, geht ihm nicht weit genug – er möchte tiefschürfend auf Jens Spahns Gesundheitspolitik aufmerksam machen, wenn er über Depressionen singt und Horst Seehofer einen Gegenentwurf zu seinem exkludierenden Heimatnarrativ bieten, wenn er über Deutschland spricht. In seinem Podcast „Die Integrationale“ versucht er aktuelle Themen soziologisch einzubetten und satirisch zu kommentieren.
Seine eigene Verantwortung nimmt er dabei besonders ernst. Jason Bartsch ist auf den Bühnen dieses Landes unterwegs und glaubt, mit seiner Stimme Menschen erreichen zu können. Formell ist er dabei ganz ein Kind seiner Zeit: Schnell, pointiert und mit schlagfertiger Verweisrhetorik entspricht er dem Format Instagram, wie wohl kaum ein zweiter Indie-Musiker. Es kommt also nicht von ungefähr, dass man Bartsch nicht nur immer wieder Veranstaltungen moderieren lässt, sondern auch häufig auf eine mögliche Comedy-Karriere hingewiesen hat. Doch er will an anderer Stelle unterhalten: Da, wo das Internet lebt. Da, wo Musik einen Gestus der Gemeinsamkeiten schaffen kann. Und da, wo man etwas neues denken kann, dass über den klassischen Musiker, Stand-Up-Comedian und Poetry-Slammer mit politischem Bewusstsein hinausgeht. Nämlich dort, wo man alles auf einmal sein kann.
Veranstalter*innen: zakk
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